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Ein gigantisches Ereignis
Ich muß meine Begeisterung einfach kurz in Worte fassen. Jedesmal, wenn ich von einem DP-Gastspiel heimkomme, bin ich der festen Überzeugung, es wäre das beste gewesen, das ich bis dato gesehen habe. Bonn, Rock-Summer-Festival: Ein gigantisches Ereignis. Aber von vorn: Ein großer Bühnenaufbau, vorne dran ein rieiges Zelt, unter dem man ganz nah an die Bühne ran konnte und trotzdem irgendwie im Freien stand. Ich hatte mich auf die linke Seite vorgedrängelt (es war schon sehr früh Einlaß und das Gewühle vorne entsprechend groß) und stand daher auf der Glover-Seite. Eine gute Wahl, wie sich zeigen sollte, denn RG hatte Spaß wie selten. Die Vorgruppe nannte sich aprilDAZE. Ganz junge Kerls, im ersten Moment dachte ich, es wäre eine Schülerband. Man trat mit drei Gitarren, einem Baß und Schlagzeug an und machte zwar ganz nette Musik, aber warum alle drei Gitarristen immer nur Akkorde spielten und nicht ein einziger netter Riff oder ein klitzekleiner Solo-Lauf dazwischen gestreut wurde, kann eigentlich nur dadurch erklärt werden, daß es keiner beherrscht. Zu den Stücken, die offensichtlich alle selbst komponiert waren, hätte es auf jeden Fall gepaßt. Aber dennoch haben sie tapfer gespielt und ihre Anfangsnervosität recht schnell abgelegt. Nach dem Umbau ging dann um Schlag 20.00h die Post ab. Wie gehabt: "Woman From Tokyo" ist der ideale Einsteiger, und sollten sich die drei tapferen Recken plus Gast gefragt haben, ob das Publikum gut drauf ist, so konnten sie nach spätestens zwei Minuten sicher sein: wir waren gut drauf! Weiter gings mit "Ted" und dann (mit Spannung erwartet): "Mary Long". Niemals live gehört, aber hoffentlich bleibt´s noch eine Weile auf der setlist, denn das Ding ist genial. Nach "No One Came" und "Fools" brannte dann Steve Morse ein als "The Well Dressed Guitar" angekündigtes Solofeuerwerk ab, das wieder einmal alles bisher Erlebte in den Schatten stellte. Alle weiteren Stücke, deren Reihenfolge ich jetzt nicht mehr genau kenne, waren alte Bekannte, aber wie immer impulsiv und ungeheuer kraftvoll interpretiert. Ich würde sie unter das goße Motto "Freude am Spielen" stellen, denn so viel Spaß und gute Laune wie auf einer DP-Bühne erlebt man sonst wirklich nirgends. Ein ganz besonderes Schmankerl war diesmal "When A Blind Man Cries". Da ja "Child In Time" schon lange nicht mehr gespielt wird, muß man halt sonst irgendwo seine Wunderkerzen abfackeln, und diemal hätte ich durchaus noch ein paar mehr mitnehmen könne, denn leider erfreuten sich meine bei einigen Umstehenden sehr großer Beliebtheit, und ich konnte nur zwei für den Eigengebrauch retten. Aber sicherlich hatten wir dadurch eine schöne Wunderkerzen-Kolonie. Und Don Airey? (Man beachte: Ex-Rainbow. Sieht fast aus wie der junge Ritchie Blackmore Mit dem Unterschied, daß er auch nett und freundlich gucken kann :-) Ein würdiger Ersatz für den letzten Vertreter der Hammond-Generation. (J.L. sollte zwar eigentlich in Bonn wieder spielen, aber in seinem Alter muß man sich nach Knieoperationen halt ein wenig länger auskurieren). Eine gelungene Mischung aus gut kopierten Lord-Intros mit eigenen Ideen und einem eigenen Stil. Mozart! Wir haben gebrüllt vor Begeisterung. Es war klasse, wie Don, schlicht und fast schüchtern hinter seiner Burg versteckt, allen Songs eine eigene Note gab. Das Duell mit der Gitarre beherrscht er zwar nicht so souverän wie Jon, aber er hat sich wacker geschlagen und einige Punkte eingeheimst. Naja, was soll ich noch lange schwärmen? Schade, daß es vorbei ist. Schade, daß nach drei Zugaben ("Hush"!!) mit dem gewohnten "Highway Star" Feierabend war. Warum der Beleuchter nach der Zugabe noch ungefähr 5 Minuten dunkles lila Licht auf der Bühne ließ und wir uns nach einer weiteren Zugabe die Seele aus dem Leib brüllten, nur um dann doch plötzlich abbauende Roadies zu sehen, bleibt sein Geheimnis. Ich hoffe, er hat sich gut amüsiert, aber das gellende Pfeifkonzert, was zum Abschluß Bonn erzittern ließ, galt nicht der Band sondern dem Lichtmixer. Schön, daß keiner auf der Bühne den Eindruck machte, er denke auch nur im Entferntesten ans Aufhören. Deshalb: Bis zum nächsten Mal. Der weiteste Weg lohnt sich... Long live....
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