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Heisser Purple
Set list:
Encore: Es ist ein sehr heißer Tag (33'C), die Sonne scheint und mehrere Leute stehen vorm Eingang der "Dresdener Filmnächte". Um 18 Uhr sind wir bereits eine große Menge und gemäß Aufdruck auf den Tickets sollte der Einlaß jetzt beginnen. Aber wir müssen noch weitere 45 Minuten ausharren, bevor man uns einläßt (irgendjemand hinter mir erinnert sich an das frühere Schlangestehen nach Bananen - einmal im Jahr). Aber nach all dem Warten erlebten wir ein sehr gutes Konzert an diesem schönen Sommerabend. Das Warten hat sich gelohnt... Die Vorband aus Deutschland nennt sich aprilDAZE. Sie spielt im Stil von R.E.M. und besonders die Stimme des Sängers verstärkt diesen Eindruck. Das Dargebotene klingt gut, ein Mix aus Melacholie und powervollen Songs. Allerdings ein bischen zuviel Melancholie in einem Block. Jedenfalls gibt's freundlichen Applaus und ein zufriedenes Publikum. Übrigens haben aprilDAZE den Auftritt von Deep Purple wirklich eingeleitet bzw. darauf hingeführt. Worte wie "Wir sind stolz, dass DP uns eingeladen haben, im Vorprogramm zu spielen..." oder "Viel Spass mit Deep Purple" hört man nicht so sehr oft... Und dann, punkt 9, kommen SIE: Ian, Roger, Steve, Ian and Don (Airey). Im Hintergund ist ein gemalter Vorhang zu sehen, der den Blick auf einen wolkigen Himmel freigibt (nicht von Bill Gates erschaffen) sowie auf eine Kugel. Deren Farbe und Stimmung änderen sich entsprechend der Lichtshow. Dazu die Dresdener Barockkulisse... Während des ersten Titels ("Woman From Tokyo") ist man wohl noch nicht so richtig "warm". Gillan ist noch nicht in bester Form und auch der Sound/der Mix läßt zunächst zu wünschen übrig. Die Orgel geht fast unter. Aber der Rhythmus ist vom Feinsten - vom Beginn bis zum Ende. Danke, Ian und Roger! Wie auch immer, wir sind am Anfang des Konzertes und nach einigen Minuten ist alles OK. "Ted The Mechanic" bringt powervollen Straight-on-Rock, gefolgt von "Mary Long". Gillan ist gut drauf und erzählt einiges zwischen den Songs (teils recht spaßig). Die ganze Band ist nun in perfekter Form und man merkt, Musik ist ihre Natur. Direkt bevor "Lazy" mit dem typischen Purple-Orgel-Sound losbricht, stellt Gillan den Keyboarder Don Airey vor, welcher zeitweilig Lord ersetzt, da Letzterer sich einer Knieoperation unterziehen mußte. Und Don scheint Jon's Geist bei sich zu haben, er hat seine Aufgabe in Lordscher Art und Weise hervorragend absolviert. Danke! Der gesamte Song kommt schließlich brilliant und mit Power. Klasse... Die meisten Songs des Abends stammen aus den 70ern - wohlbekannt und geliebt von den Fans. Und auch das neuere Material ("Ted", "Perfect Strangers", "Well-Dressed Guitar", Morse Guitar solo) sind vom Feinsten. Aus meiner Sicht eine perfekte Auswahl, denn fast alle Titel gehören zu meinen Favoriten. In "No One Came" war ich besonders vom Baß beeindruckt. Dann folgte "Fools" - ein Song, den ich sehr mag - und den ich zum zweiten mal Live erlebe. Zum größten Teil toll - wie's mir gefällt. Allerdings vermisse ich im mittleren Intrumentalteil den tragischen Aspekt. Wie bereits im letzten Jahr in Berlin (mit Lord) ist hier der Orgelsound einfach zu schön. Ich bevorzuge den tragischen, Streicher-ähnlichen Sound (Cello-ähnlich?). Nun flammte eine "Well-Dressed Guitar" auf (mit wohl-temperierter Orgel, Bass, Drums) - sehr schnell und kraftvoll und laut Gillan in neuem Arrangement. Ein persönliches Highlight in jedem DP-Konzert ist für mich das Klassik- & Boogie-Woogie-Solo. Don scheint Lord's geistiger Bruder zu sein: Mozart mit Boogie-Woogie, die Einleitung von Tchaikovskys Klavierkonzert No. 1, etc., einfach Spitze, ein Höhepunkt nach meinem Geschmack! Und wie in den letzten Jahren üblich, ist dies die Einleitung zu "Perfect Strangers". Der Song an sich ist nach wie vor spitze, aber m. E. haben ihn Purple in den letzten Jahren etwas überstrapaziert. Gut, aber nicht wirklich spannend: Routine. "When A Blind Man Cries" - eine herrliche Ballade und einer meiner speziellen Favoriten. Wiederum brilliert Morse mit einem Ritt durch die Rockgeschichte: Riffs von Status Quo, Beatles, ZZ Top, Cream, Led Zeppelin und Deep Purple (natürlich "Smoke On The Water"). Besonders "Smoke" und das darauffolgende "Speed King" sprühen in den letzten Jahren von einem neuen Geist, zeugen von frischem Blut. Auch die Zugaben "Black Night", "Hush" und "Highway Star" können dies von sich behaupten. Diese Titel scheinen in nahezu jedem Purplekonzert etwas variiert und mit neuer Power aufgetankt zu werden. Wirklich typisch Purple, aber in erfrischend neuer Art. Brilliant, gewalting und treibend: Schlagzeug, Baß und Gitarre, faszinierend: Orgel und Stimme. Und obenauf als i-Tüpfelchen: diverese brilliante Soli. Speziell "Speed King" bot jedem der Musiker die Möglichkeit, sein brilliantes, solostisches Können zu demonstrieren. Und das mag ich nun ganz besonders. Und die Soli waren alle spitze - superb! Gillan integrierte auf humorvolle Weise einige ältere Lieder wie z.B. "Golf Of Mexico" (auch Glover sang ein paar Zeilen), "Now Or Never" und "High School Hop". Spaß inklusive... Für mich war "Speed King" das Non-Plus-Ultra eines tollen Abends! Zur Zugabe kamen sie zurück (um halt den Fans zu sagen, sie singen "Black Night" eben mal zu schnell ;-) und um das richtige Temo zu demonstrieren). Wie bereits zuvor erwähnt boten auch die Titel der Zugabe dieselbe frische Power and denselben faszinierenden Sound. Der Abend endete also perfekt... Die ersten Reihen waren übrigens sehr nah an der Bühne, so dass ein enger Kontakt zwischen Band und Fans herrschte. Zum Schluß signierte Gillan kurz mal vom Bühnenrand. Abschließend noch was, was mich irritierte: Die Techniker begannen bereits während den Zugaben Kabel auf der Bühne zu demontieren und einzusammeln. "Prima" Art auf das nahe Ende hinzuweisen... PS: Greetings to Jon, all the best for his health
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