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Mannheim, December 12, 2001Read this review in EnglishLange hatten wir im Vorfeld über dieses Konzert diskutiert und uns gefragt, was wir wohl erwarten sollten. Wir, das sind mein "Bruder" Cliff, der eigens dafür aus England eingeflogen war, und meiner einer. Würde es eher eine drum clinic sein, bei der alle außer den anwesenden Schlagzeugern nur Bahnhof verstehen, oder würde es ein "richtiges" Musikkonzert werden? Nun, die Tatsache daß auch Colin Hodgkinson und Miller Anderson, die wir beide erst kürzlich auf dem Tony Ashton Memorial Concert in Buxton gesehen hatten, mit von der Partie waren, ließ eher auf letzteres hoffen. Also machten wir uns auf den Weg nach Mannheim um es herauszufinden. Im Schlepptau hatte ich auch diesmal wieder meinen Neffen Jan, der ja einmal ein Schlagzeuger werden will. Was konnte man dem Bub also besseres antun als ihn zu einem Konzert mitzunehmen, bei dem er gleich zwei der Besten auf einmal bestaunen konnte? Nach herzlicher Begrüßung während des soundchecks durch Ian konnte sich Jan direkt vor den beiden am Bühnenrand positionieren bevor das Publikum eingelassen wurde und von dort hätte ihn auch kein Kran mehr wegbewegen können. Die Halle füllte sich erst nur zögerlich, schien dann aber zu Konzertbeginn doch gut gefüllt zu sein (soweit man das aus der ersten Reihe beurteilen kann.) Ich würde sagen so etwa 800 werden's schon gewesen sein. Pete York begrüßte das Publikum in seinem charmanten und perfekten "Germish" und bereitete uns darauf vor, was an diesem Abend passieren würde: erst etwas Musik, dann ein Frage-Antwort-Teil mit Ian und ihm, und anschließend noch mehr Musik. Dann legten sie los. Und wie ! Der erste song den sie spielten war "I'm A Man", gesungen von Colin. Und es war schon hier klar daß der Sound und die Arrangements natürlich auf die Schlagzeuger ausgerichtet waren. Ohne Miller und Colin herabsetzen zu wollen, beileibe nicht, aber sie spielten natürlich nicht die Hauptrolle an diesem Abend, trugen aber sehr wesentlich zu dessen Gelingen bei. Colin versprüht so viel Energie und Spaß auf der Bühne, das ist schon fantastisch. Ein echter "Typ". Und großartiger Bassist. Miller's Situation dagegen war etwas problematisch. Er litt unter einer Erkältung, die ihm Probleme mit der Stimme bescherte und er war darüber sehr unzufrieden. Sein Gesichtsausdruck war selten fröhlich ob dieses Problems. Dennoch überzeugte er durchaus auch als Leadgitarrist, obwohl man ihn ja vorher eher nur als Rhytmus Spieler von der Concerto Tour her kannte. Er überraschte wirklich durch gefühl- und kraftvollen Umgang mit seiner roten Musicman. Und Mundharmonika spielen kann er auch noch.... Es folgten "Sunshine Of Your Love" und "Black Night". Was, und das gilt für das gesamte Konzert, besonders beeindruckend war, ist die Tatsache, wie die beiden Schlagzeuger sich abstimmten. Und das obwohl sie ja nun wirklich nicht aus der selben Stilrichtung kommen... Sie versuchten nicht, ständig syncron auf die gleichen Toms oder Becken zu hauen, das macht ja auch keinen Sinn, dafür braucht man keine zwei, sondern sie sprachen sich mit Blicken ab. Wenn Paicey auf Snare, Bass und Hi-hats den Beat vorgab und das Tempo hielt, hatte Pete die Möglichkeit, diverse Fills zu spielen und umgekehrt. Eine sehr effektive und ökonomische Abstimmung und Harmonie, nichts wurde doppelt gespielt, sie ergänzten sich vielmehr in perfekter Weise. Ich verstehe ja nun wahrlich nicht viel von der Schlagzeugerei, aber an diesem Abend konnte ich wirklich feststellen, daß man dieses Ding durchaus wie ein Musikinstrument bedienen kann und nicht nur drauf rumhauen muß. Was Pete und Ian dort vorführten war filigran und höchste Musikerkunst. Sag da noch einer Schlagzeuger seien nur Leute die mit echten Musikern rumhängen... Hier wurde das Gegenteil bewiesen. In den beiden anschließenden "songs", eher "Grundlagen für Improvisationen", (schlagt mich, aber ich weiß nicht wie sie heißen... wurden wahrscheinlich geschrieben lange bevor ich geboren wurde) zeigten die beiden nochmal in extensiven Soli ihre individuellen Stärken. Daß Pete sich sich bei seinen Percussion Aktionen die Arme nicht verknotet hat, ist mir bis heute unbegreiflich.... Überhaupt, diese performance war atemberaubend. Was der sich da "überkreuz" zusammengespielt hat grenzt an Zauberei. Und gesungen hat er auch noch dazu, wenn ich recht erinnere. Im zweiten song kam dann Ian zu seinem großen Solo. Ich will die Soli, Gott bewahre, nicht vergleichen. Dafür sind die beiden ja auch viel zu unterschiedlich, aber er mußte schon ganz schön tief in die Trickkiste greifen, um mit Pete's show mitzuhalten. Danach folgte, wie angekündigt, die "Fragestunde". Ian trat an seinen Mikrofonständer, befestigte einen Bierglashalter daran (sau-coole Idee, ich will auch so was !! - siehe Bilder) und es begann eine informative und wirklich unterhaltsame Konversation mit dem Publikum. Neben technischen Fragen ,"wie spannst Du die Felle Deiner snare drum" und "wer war Dein musikalischer Einfluß" wurden auch einige wirklich lustige Geheimnisse gelüftet. Wir lernten den Anmach-Trick von Bernie Marsden und Micky Moody zu Whitesnake Zeiten kennen, hörten über Coverdales Macho Gehabe und erfuhren ebenso, wie Bernie einst David ein date versaute, indem er sich im Angesicht der Angebeteten als dessen Sohn ausgab. Alles in allem sehr locker und amüsant vorgetragen. Fragen über Purple blieben, meiner Erinnerung nach, an diesem Abend völlig aus. Natürlich wurde Ian nach seiner sensationellen "One-handed Roll" befragt. Er schnappte sich also seine snare mitten aus dem aktuellen kit und baute sie am Bühnenrand auf. Stuhl dazu, Bierglashalter, und los ging's. Ich glaube kaum daß irgendwer nachher viel schlauer war, denn man kann nicht wirklich sehen wie das geht, aber das Publikum liebte es. Ich bezweifele, daß noch jemand außer einem gewissen Mexikaner das drauf hat, und außerdem, wie Ian uns später erklärte, tut es schweinisch weh das zu spielen. Egal, es ist spektakulär und (fast) einmalig. Nach einigen anderen Fragen, Antworten und Geschichten - ich will hier nicht mit den Details langweilen - ging's dann weiter mit Musik. "Gimme Some Lovin'" war der nächste Song. Gefolgt von dem scheinbar unvermeidbaren "Smoke On The Water" :-( Naja, hätt' nun an diesem Abend wirklich nicht sein müssen.... Einzig besonderes hierüber war, daß ich von meiner Position aus erstmals die Konstruktion von Ian's Pedalen realisierte, eingesetzt unter anderem bei diesem song. Etwas was man natürlich auf Purple gigs nicht sehen kann weil man meilenweit von ihm entfernt ist. Das ist eine eigenartige Drei-Pedal-Konstruktion. Zwei davon an einem Rohr für die bass. Das erlaubt ihm, die single bass mit zwei Füßen zu spielen und es klingt wie eine double bass, obwohl nur eine da ist. Das dritte Pedal ist für die Hi-hats. Fragt mich um Gottes Willen nicht mehr darüber, ich bin kein Drummer.... versuche vielmehr nur, meine Gitarre richtig herum zu halten. Das ist so ziemlich alles, was ich vom Musikmachen verstehe. Pete spielte übrigens hier nicht mit, er machte sich stattdessen einen Spaß daraus, mit seiner Videokamera herumzulaufen und das Geschehen auf der Bühne und im Publikum zu filmen. Wäre mal echt interessant diese Aufnahmen zu sehen.... Wenn ich's recht erinnere, hier bin ich nicht ganz sicher, kann sein daß da noch ein weiterer song war, aber ich glaube das war das Ende des gigs. Es folgte noch eine Zugabe, ein Song den Colin Hogkinson geschrieben hat, "Pace Setter". Aufgebaut um einen wirklich starken Bass Riff und richtig groovig. Pete versprach, man käme anschließend nochmal wieder um Weihnachtsgeschenke und Autogramme anzubieten. Und so war es auch. Nach kurzer Pause wurden Stühle am Bühnenrand aufgestellt und zunächst kamen nur Ian und Pete um dort Platz zu nehmen. Später folgten auch Colin und Miller. Man unterschrieb wirklich alles, es wurden Fotos bis zum Abwinken gemacht, jedes Kind konnte sich auf jeden Schoß setzen und die Mama knipste es, ein Fan-service ohnegleichen. Das ganze dauerte nochmal eine volle Stunde und die Musiker verließen die Bühne nicht bevor auch noch der letzte Wunsch erfüllt war. Großartig !! Das ist das Benehmen *wirklicher* Stars. Vergleicht das mal mit diversen wannabes heutzutage, die nicht auftreten wollen, weil ihnen die Farbe des Teppichs vor der Halle nicht paßt.... arghhh! Wie immer in "Ted's reviews", nun kommt die bottom line: Ich war *beeindruckt* von dem Konzert. Kein Abend nur für Schlagzeuger, wie ich erst befürchtete, ganz und gar nicht. Wir sahen vier hochtalentierte Vollblutmusiker die Spaß auf der Bühne hatten und richtig gute handgemachte Musik spielten. Schwer zu finden in diesen Tagen. Ich war sogar so beeindruckt, daß ich dies unbedingt noch einmal sehen wollte. Köln ging nicht weil ich Cliff zum Flughafen bringen mußte, also wollte ich am nächsten Tag nach Stuttgart fahren. Auf halbem Weg blieb ich aber dann im Verkehr stecken und es war klar, daß ich es nicht schaffen konnte. Das ärgert mich bis heute. Ich hätte diese großartige show gerne noch einmal gesehen. Also wird mir wohl nix anderes übrig bleiben, als das demnächst erscheinende Video oder die DVD davon zu kaufen.... Das solltet ihr übrigens auch tun. Es lohnt sich, glaubt mir. Bilder vom gig und mehr könnt ihr übrigens finden auf "Ted Mechanic's Deep Purple Pages" Cheers and God bless you all, Axel Dauer
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