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Lautstarkes Soundgewitter by Dietmar Götz, Reutlinger Generalanzeiger Deep Purple im Brenzpark Heidenheim - Schwere musikalische Kost, frisch zubereitet Ian Gillan lächelt. Eigentlich lächelt er den ganzen Abend, auch wenn er, wie an manchen Stellen, barfüßig über die Bühne hüpft - was dann immer ein wenig ungelenk aussieht. Sein leichtes Übergewicht, das er mit einem großzügig geschnittenen weißen Hemd zu kaschieren versucht, scheint ihn auch nicht sonderlich zu stören. Vor knapp zwei Wochen erst ist Gillan 57 Jahre alt geworden. Seiner Vitalität hat das nicht geschadet. Die Stimme klingt noch immer aggressiv, kraftvoll und ausdrucksstark, auch wenn dem Sänger die höheren Stimmlagen manchmal etwas Mühe bereiten. Auffallend häufig sucht der Deep-Purple-Frontmann den Kontakt zur Band, demonstriert Geschlossenheit, genießt die neue Harmonie, die nach dem Ausstieg des ewigen Querulanten Richie Blackmore vor sechs Jahren in die Gruppe zurückgekehrt ist. Verantwortlich dafür ist in erster Linie Steve Morse. Der Ex-Kansas-Gitarrist, der für Blackmore zu Deep Purple kam, ist ein sympathischer Kerl, der sich dem Gesamt-Konzept unterordnen kann, und nur dann ins Rampenlicht tritt, wenn es die Dramaturgie des musikalischen Vortrags vorsieht. Ein echter Glücksfall für die Hardrock-Veteranen, die an diesem Abend auf dem Gelände des Brenzparks in Heidenheim sogar ihre schärfsten Kritiker überraschen. Das einzige Gastspiel in Süddeutschland beginnt völlig unerwartet mit Fireball, einem Stück des gleichnamigen Albums, das die fünf Musiker nur selten auf die Bühne bringen. Getrieben vom präzisen Spiel des Superdrummers Ian Paice wirkt das Stück wie ein Orkan, ein Soundgewitter, das sich soeben lautstark entlädt. In das charakteristische Riff des Songs My Woman From Tokyo [sic] bricht das Schlagzeug aggressiv herein, die schroffe Rhythmus-Gitarre grundiert Gillans markante Stimme, während im Hintergrund die Orgel röhrt. Die Tasten werden übrigens erst seit wenigen Monaten von Don Airey bedient. Die Ablösung kam für Jon Lord, den Hexenmeister der Hammond-Orgel, der sich in diesem Jahr aus Altersgründen zurückgezogen hat. Aireys Karriere begann vor 25 Jahren. In dieser Zeit stand er unter anderem in zahlreichen Bands wie Colosseum II, Ozzy Osbourne Band oder Whitesnake hinter dem Keyboard. Sehr zur Freude der Fans macht der Neue einen guten Job. Seine musikalischen Fähigkeiten demonstriert Airey besonders bei dem Titel Lazy. Sein Orgelspiel klingt robust, angriffslustig und kompakt zugleich. Was folgt, ist über weite Strecken schlicht großartig und zeigt, dass die Musik der Urväter des Hard-Rocks zeitlos geblieben ist. Klassiker wie Mary Long, Knocking At Your Back Door und Perfect Stranger sind darunter. Herausragend ist der Vortrag von Speed King, das nach einigen rhythmischen Abschweifungen auf ein Duell zwischen Airey und Morse zusteuert. Der emotionale Höhepunkt des Abends gehört dem Heavy-Blues When A Blind Man Cries. Hier zeigt wiederum Gitarrist Morse, dass er sehr gefühlvoll über die Saiten gleiten kann. Spielfreude, Engagement und eine dezente aber publikumswirksame Bühnen-Show prägen auch das Finale, das mit Smoke On The Water beginnt und mit Highway Star endet. Das Unternehmen Deep Purple greift erstaunlicherweise nach wie vor. Man kann diese schwere musikalische Kost ablehnen. Aber, frisch zubereitet, so wie in Heidenheim, bleibt sie zumindest für Hard-Rock-Gourmets weiterhin bekömmlich. Thanks to Michael Hachen
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